Gesellschaftliche Relevanz von Computerspielen

Computerspiele befinden sich noch relativ weit am Anfang ihrer Entwicklung als Medium. So gab es bisher zum Beispiel noch keine großen Gegenbewegungen, viele Begriffe sind nicht klar definiert und suchen nach gesellschaftlicher Anerkennung und häufig werden Gespräche über die Gefahren von Spielen so geführt, als gäbe es nur Gewalt, über die man sich unterhalten könnte. So weit so normal für eine Errungenschaft, die uns mit vollkommen neuen Möglichkeiten für die Wahrnehmung unserer Welt ausstattet. Um die Diskussionen jedoch ein wenig zu erweitern, versuche ich, verschiedene positive wie auch negative Gründe anzuführen, warum man sich mit Computerspielen beschäftigen sollte. Vielleicht hilft das ja dabei, das Medium auch für Nichtspieler als kulturelles Phänomen ein wenig greifbarer zu machen.

Gefahren

Computerspiele verändern die Persönlichkeit: Alles verändert die Persönlichkeit, aber Computerspiele ermöglichen es, jede Vorstellung ohne Konsequenzen selbst auszuleben und besitzen damit eine stärkere Verbindung zum Spieler. Obwohl das als eine der großen Stärken gilt, verändern Spiele damit auch die Wahrnehmung einer Situation und können durch eine Verallgemeinerung möglicherweise ein falsches Bild vermitteln. Wenn beispielsweise in einem regulären Ego-Shooter jemand, der etwas scheinbar Böses getan hat, erschossen wird, gibt es kaum bis gar keine Bestrafung dafür. Im Mehrspielermodus verliert man häufig sogar vollständig den Bezug zu der erschossenen Figur und dem damit verbundenen Menschenleben, weil die Taktik und die Interaktionen mit den anderen Spielern im Vordergrund stehen. Das könnte jedoch dazu führen, dass man, ohne Gewalt selbst ausüben zu wollen, sie in der Realität wesentlich eher toleriert oder sogar befürwortet, weil man davon ausgeht, dass sie ein angemessenes und sauberes Mittel ist, Probleme zu lösen.

Computerspiele werden konsumiert: Die meisten Menschen beschäftigen sich mit Spielen, die einen Zeitvertreib darstellen. Diese Spiele sind nicht daran interessiert, Fragen zu stellen, die über das Spiel hinausreichen und damit einen Dialog zwischen Spielern fördern könnten. Diese Spiele werden gespielt, damit man sich nicht langweilt. Und anstatt den Spieler vor wirkliche Herausforderungen zu setzen, wird ihm eine Welt präsentiert, die ihn von seinem Umfeld ablenkt.

Computerspiele machen abhängig: Computerspiele können aufgrund der Erfolgserlebnisse innerhalb der Spielwelt dazu führen, dass man andere Aktivitäten einschränkt und Verpflichtungen geringer bewertet. Spiele bestärken einen darin, Zeit mit ihnen zu verbringen. Wenn das Erfolgserlebnis des Spielens dabei stärkere Gefühle auslöst, als Erlebnisse in der realen Welt, und sich diese Gefühle darüber hinaus nur auf die Spielwelt beschränken, wird die Realität möglicherweise ausgeblendet und eine Abhängigkeit vom Spiel begünstigt.

Computerspiele beschränken die Bewegung: Die meisten Computerspiele erfordern keine körperlichen Anstrengungen und vermindern dadurch die Leistungsfähigkeit des Körpers.

Computerspiele behindern reale Erfahrungen: Computerspiele sind trotz Mehrspielermodus häufig Einzelspielererfahrungen, die nur über einen sehr begrenzten Zugang zur Welt verfügen. Weiterhin beschränken sie die Wahrnehmung auf rein audiovisuelle Eindrücke. Trotz der Vielzahl der möglichen Computerspielerfahrungen, sind sie nicht dazu in der Lage, den vollen Umfang der Wirklichkeit zu ersetzen. Sie bestärken jedoch den Spieler darin, aufgrund seiner beschränkten Freizeit, seine Umwelt zu vernachlässigen.

Computerspiele ersetzen die Realität: Computerspiele geben dem Spieler die Möglichkeit, eine Realität zu konstruieren, in der er sich nicht mit seinen negativen Erlebnissen in der wirklichen Welt auseinandersetzen muss. Dies kann ignorantes Verhalten fördern und den Spieler mehr und mehr aus der Realität ziehen, was wiederum seine Probleme verstärken könnte.

Möglichkeiten

Computerspiele unterstützen die Genesung: Spiele können auf unterschiedlichste Weise dazu genutzt werden, Menschen beim Gesundwerden zu unterstützen. Sie können von Schmerzen ablenken. Sie können geistige Fähigkeiten trainieren. Sie können depressive Zustände aufdecken und einen Dialog darüber beginnen. Spiele versuchen Spielern in den verschiedensten Notlagen zur Seite zu stehen.

Computerspiele entspannen: Spiele können durch ihren ablenkenden und auf einen Zeitvertreib ausgelegten Charakter dabei helfen, vom Alltagsstress zu entspannen. Spieler können sogar meditative Zustände erreichen, wenn sie einem Spiel eine solche Kontrolle zugestehen.

Computerspiele verringern Ängste: Sie können Ängste abbauen, indem sie den Spieler in eine furchterregende Situation bringen, die allerdings keine Konsequenzen nach sich zieht. Darüber hinaus wird der Spieler mit Ideen und Charakteren konfrontiert, die seinen Horizont erweitern können, sodass er Vorurteile abbauen kann.

Computerspiele vermitteln Grundlagenwissen: Spiele können dabei behilflich sein, komplexe Zusammenhänge verständlicher zu machen. Simulationen ermöglichen das Hineinversetzen in die unterschiedlichsten Situationen, die in der Wirklichkeit möglicherweise nicht zugänglich sind. Durch die Interaktivität wird zusätzlich sichergestellt, dass sich der Spieler in seiner Geschwindigkeit damit auseinandersetzen kann.

Computerspiele unterstützen das Einfühlen: Gefühle werden meist aus einer subjektiven Sicht nicht einfach nur nacherzählt, sondern durch eigene Interaktion miterlebt. Spiele ermöglichen es, sich vollständig in einen Charakter hineinzuversetzen, weil man die Rolle der Figur übernimmt und damit auch seine Probleme und seine Gefühle erbt.

Computerspiele erklären politische Vorgänge: Einige Computerspiele konfrontieren den Spieler mit moralischen Entscheidungen, bei denen es verschiedene Lösungsmöglichkeiten gibt. Entscheidet sich der Spieler, werden ihm die Konsequenzen seines Handelns bewusst gemacht, indem man ihm im Spiel häufiger darauf hinweist oder sie sogar das Spiel insgesamt verändern. Das führt dazu, dass Spieler abwägen müssen, welche Handlungen, wen betreffen können und welche Auswirkungen das auf sie und ihre Umgebung haben könnte.

Computerspiele helfen bei wissenschaftlichen Problemen: Wenige Computerspiele sind auch darauf ausgelegt, wissenschaftliche Tätigkeiten zu unterstützen. Sie ermöglichen es, entweder Daten über Situationen effektiv zu sammeln und auszuwerten oder aber sogar selbstständig an Lösungen zu arbeiten. Der Datenschutz muss allerdings beachtet und gewährleistet bleiben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.